Darf man Hitler töten? Kaum einer hat wohl mit dieser Frage so gerungen wie der Theologe Dietrich Bonhoeffer. Nach langem Überlegen, vielen Diskussionen und mit allen damit verbundenen Zweifeln kam er zu dem Schluss: Als Christ darf ich nicht nur, ich muss. Aus der Nächstenliebe heraus erwächst einem Christen die Pflicht, diesen Menschen, der so unsägliches Leid über die Welt gebracht hat, zu töten, um dem Ganzen ein Ende zu machen. Und dennoch: Es bleibt Schuld. Schuld, die Dietrich Bonhoeffer bereit gewesen wäre, auf sich zu nehmen. Ein Mord bleibt ein Mord, so seine Überzeugung. Und trotzdem muss er getan werden, denn nichts zu tun, wäre die noch weitaus größere Schuld. „Wer sich in der Verantwortung der Schuld entziehen will, löst sich aus dem erlösenden Geheimnis des sündlosen Schuldtragens Jesu Christi und hat keinen Anteil an der göttlichen Rechtfertigung, die über diesem Ereignis liegt. Er stellt seine persönliche Unschuld über die Verantwortung für die Menschen, und er ist blind für die heillosere Schuld, die er gerade damit auf sich lädt.“ (Bonhoeffer, Ethik, zitiert nach: Renate Wind: Dem Rad in die Speichen fallen, 7. Aufl. 1994, S. 123)